09/2013 - Blog - Freedom Photography

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Mitgefühl zeigen

Herausgegeben von Maja in Nachgedacht · 18/9/2013 18:40:06

Monatgabend, im Bus. Eine junge Frau (um die 25, schätze ich) sitzt im Bus. Ich habe sie schon oft gesehen. Ich weiss, dass sie entweder körperlich oder geistig behindert ist und in einem Haus mit einigen anderen Behindeten zusammenlebt.

Ich tippe eine SMS, als mir ein Geräusch auffällt. Ein Schniefen. Ganz normal eigentlich, es ist schliesslichErkälzungszeit. Als ich dann aufschaue, sehe ich, wie sich die Frau etwas unter den Augen wegwischt. Ich bin mir nicht ganz sicher, also tippe ich weiter. Doch dann höre ich ein lauteres Schniefen. Ich schaue auf und beobachte die Frau ein wenig. Ja ich weiss, das kann man als unhöflich auffassen, doch ich wollte sicher sein, dass die Frau kein Problem hat. Leider stellte sich dann heraus, dass sie weinte. Ich wurde unsicher. Ich wollte aufstehen, zu ihr gehen und ihr ein Taschentuch anbieten. Doch wäre das unhöflich? Grundsätzlich geht es mich ja nichts an, was diese Frau hat. Vielleicht hat sie etwas schlimmes erfahren, vielleicht hat sie Schmerzen oder vielleicht ist sie auch einfach nur deprimiert. Was also, sollte ich machen? Würde ich wollen, dass mich jemand anspricht? Würde ich mich über Trost freuen oder ärgern? Ich denke, dass kommt extrem auf die Situation drauf an. Wenn mein Freund Schluss gemacht hätte, würde ich wohl eher sauern werden, ist ja meine Sache ob ich jetzt weine oder lache. Aber was wenn ich Hilfe brauchen würde?
Schlussendlich bin ich sitzen geblieben, da ich genau dann, als ich mich entschlossen hatte aufzustehen, einen Anruf bekam... Allerdings habe ich ein schlechtes Gewissen. Hätte ich der Frau geholfen, wenn ich zu ihr gegangen wäre? Ich werde es nie erfahren, aber ich hoffe, sie bald ein mal wieder im Bus anzutreffen.




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